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Impfchaos im Wetterstein ist hausgemacht

Verantwortliche hätten Chaos kommen sehen müssen 

Die 600 Bewohner des Seniorenwohnheims “Haus Wetterstein” konnten es genauso wenig glauben, wie ihre Angehörigen: Obwohl in der Einrichtung im Herzen von Brühl viele Senioren den durch CoVid-19 am meisten gefährdeten Risikogruppen angehören, sollten sie bei den nun anstehenden, ersten Impfungen nicht entsprechend berücksichtigt werden. 

Nach Angaben der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung im Rhein-Erft-Kreis gehört “Haus Wetterstein” nämlich nicht mehr zu den Einrichtungen, die laut Impfverordnung zuerst berücksichtigt werden sollen. Nach aktuellem Stand werden die Bewohnerinnen und Bewohner sowohl geduldig auf einen Impftermin warten, als auch die An- und Abfahrt zum Impfzentrum in Hürth selbst organisieren müssen. Dass es nicht zu einer hausinternen Impfung gekommen ist, ist dabei zunächst kein Fehler der Behörden im Kreis, sondern die Folge einer Entwicklung, auf die die FDP-Fraktion im Brühler Stadtrat bereits 2019 mahnend hingewiesen hatte. 

Versorgungsvertrag zurückgegeben

Hintergrund ist die Entscheidung der Heimleitung, den Versorgungsvertrag als Altenheim mit dem Rhein-Erft-Kreis 31.12.19 auslaufen zu lassen. Offenkundig scheuten die Betreiber hohe Investitions- und Umbaukosten, die für eine Weiterführung des Versorgungsvertrages notwendig gewesen wären. Damit wurde das “Haus Wetterstein” nicht mehr als eine Einrichtung der stationären Pflege im Kreis geführt, sondern nur noch als Wohneinrichtung mit Betreuung. Das sogenannte “Servicewohnen”, vergleichbar zu einer Betreuung zu Hause durch einen mobilen Pflegedienst, wird aber in der Priorisierung bei der Corona-Schutz-Impfung niedriger eingestuft. 

Das mag zwar juristisch korrekt sein, dennoch darf der Kreis seine Augen nicht vor der Tatsache verschließen, dass eine Einrichtung mit der Größe des “Haus Wetterstein” eine besondere Gefährdungslage für seine ausschließlich älteren Bewohner mit sich bringt. Daher fordert die FDP Fraktion das Gesundheitsamt des Kreises auf, pragmatisch zu handeln und möglichst bald vor Ort die Impfungen durchzuführen. Nur so kann den über 600 Menschen die zusätzlichen Belastungen einer Reise nach Hürth erspart werden. 

Sozialpolitisch bedenkliche Entscheidung

Davon unberührt bleibt es sozialpolitisch sehr bedenklich, dass das Seniorenzentrum Wetterstein über keine anerkannte stationäre Pflegeeinrichtung mehr verfügt. Die Entscheidung der Heimleitung war daher ein schwerer Schlag für die notorisch mit stationären Pflegeplätzen unterversorgte Stadt Brühl, der nur von der Brühler FDP entsprechend thematisiert wurde. Jetzt zeigen sich die Folgen eben auch bei der fehlenden Impf-Priorisierung für das “Haus Wetterstein”. “Das ist übrigens nicht der einzige Nachteil”, erklärt Michael Loosen, sozialpolitischer Sprecher der FDP Fraktion in Brühl. “Eine Kostenübernahme der Unterbringung durch die Sozialhilfeträger entfällt nämlich ebenfalls  ohne Versorgungsvertrag.” Daraus folgt, so Loosen weiter, dass sich mancher Bewohner die ambulante Pflege im Wetterstein zukünftig nicht leisten kann und – trotz hohem Alter – gezwungen sein wird, einen anderen, stationären Pflegeplatz zu suchen. Für Brühlerinnen und Brühler ist es inzwischen nicht ungewöhnlich, bis in die Eifel ausweichen zu müssen, um überhaupt einen solchen Platz zu erhalten. 

Mehr als 200 Plätze fehlen in Brühl

Dem Sozialausschuss und damit auch der Sozialdezernentin war also seit Mai 2019 bekannt, dass es in Brühl spätestens ab 01. Januar 2020 ein erhebliches Defizit an stationären Pflegeplätzen geben wird. Aktuell fehlen mehr als 200 dieser Plätze bereits heute in Brühl, Tendenz steigend. Die FDP Fraktion hatte deshalb den Antrag eingebracht, dass “der Rat beschließt, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um weitere stationäre Pflegeplätze in Brühl zu schaffen”, der im Dezember 2019 letztlich auch beschlossen wurde. Passiert ist seit dem allerdings nichts – denn niemand in der Stadt fühlt sich offenbar zuständig.  

Fazit:

Sowohl dem Bürgermeister, seiner Sozialdezernentin Burckhardt als auch den Bewohnern war offenkundig nicht klar, was der Wegfall des Versorgungsvertrages tatsächlich bedeutet. Erst durch das Impfchaos der letzten Tage wurde offengelegt, welche dramatischen Konsequenzen daraus folgen können. Den Bewohnern und ihren Angehörigen kann man wohl kaum einen Vorwurf machen, wohl aber der Heimleitung und den Verantwortlichen der Stadt um Bürgermeister Freytag und Sozialdezernentin Burckhardt. Diese haben die Probleme sehenden Auges zugelassen. So wurde bis heute keine geeignete Fläche für ein weiteres Pflegeheim gefunden. Im Gegenteil: Denn in Schwadorf wurde ein entsprechendes Projekt, für den bereits ein Betreiber gefunden worden war, ersatzlos gestrichen und jede andere freie Baufläche wurde für den Wohnungsbau reserviert. “Der Fall “Haus Wetterstein” zeigt einmal mehr, dass mobile und stationäre Pflegeplätze sich ergänzen, aber nicht ersetzen können” so Michael Loosen. “Vorausschauende Sozialpolitik sieht gänzlich anders aus, als das, was uns die Ratsmehrheiten in den vergangenen Jahren angeboten haben.”


3. Februar 2021

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