FDP Brühl
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“Brühl macht Platz”-Experiment gescheitert: Viel Geld für wenig neue Erkenntnisse 

Umstrittene Aktion ohne Mehrheit in der Brühler Bürgerschaft

Die FDP Brühl hat die Ergebnisse des Abschlussberichts und der Evaluierung der Fachhochschule Bochum zur Aktion „Brühl macht Platz“ kritisch geprüft und kommt zu einem eindeutigen Urteil: Die Aktion war ein teures und ineffizientes Experiment, das die Bedürfnisse der Brühler Bürger und Geschäftsleute ignorierte. Die Kosten der Veranstaltungen beliefen sich auf 200.000 €, das Doppelte der ursprünglich geplanten Summe.

Abschlussbericht Brühl macht Platz
Der Abschlussbericht liegt endlich vor

Zweifelhaftes Ergebnis der Fußgängerfrequenz

Die Fachhochschule Bochum, die die Aktion zur wissenschaftlichen Evaluation begleitet hat, berichtet zwar von einem leichten Anstieg der Fußgängerfrequenz in der Innenstadt während der Aktion. Allerdings ergaben die erhobenen Daten nicht, um welche Art von Fußgängerverkehr es sich handelt. Damit ist klar, dass auch die Teilnehmer und Besucher der Veranstaltungen auf dem Belvedere-Parkplatz mitgezählt wurden, bei denen es sich in den allermeisten Fällen nicht um potenzielle Kunden oder Gäste von Einzelhandel und Gastronomie gehandelt hat. Gerade die Veranstaltungen wie das Kindertheater oder die zahlreichen Sportkurse, die durchgeführt wurden, haben zwar für Menschen in der Innenstadt gesorgt, aber eben nicht für Kaufkraft.

Unzufriedenheit der Einzelhändler und Gastronomen

Die Hochschule wertete außerdem 1088 Online-Fragebögen aus, die im Aktionszeitraum über QR-Codes vor allem von Passanten in der Innenstadt ausgefüllt wurden. Von den so Befragten gab die Mehrheit eine negative Bewertung der temporären Umgestaltung ab. Während Anwohner der Aktion noch etwas Zustimmung entgegenbrachten, lehnten Gewerbetreibende sie nahezu geschlossen ab. Da die Bürgerinnen und Bürger, die aufgrund der Aktion die Innenstadt gemieden haben, nur schwierig an der Befragung teilnehmen konnten, darf man insgesamt von einer weitaus höheren Ablehnung ausgehen. 

Besonders alarmierend ist die negative Bewertung der Aktion durch die Einzelhändler und Gastronomen in Brühl. Diese eindeutige Ablehnung durch die lokalen Geschäftsleute zeigt deutlich, dass die Aktion an den Bedürfnissen der Wirtschaft vor Ort vorbeiging. Viele kritische Stimmen äußerten, dass andere Plätze wie „An der Bleiche“ oder der „Franziskaner Hof“ besser für das Begleitprogramm geeignet gewesen wären. Die Verwaltung hat es versäumt, diese wichtigen Gruppen in die Planungen besser einzubeziehen. Darüber hinaus wurde der falsche Eindruck erweckt, dass der Belvedere zukünftig als Event- und Erholungsfläche zur Verfügung stehen könnte.

Erwartbare Ergebnisse beim Autoverkehr – Überraschung beim Radfahren

Wenig überraschend ist das Ergebnis, dass der Pkw-Verkehr auf der Kölnstraße durch die Sperrung des Belvedere stark abgenommen hat. Für diese Erkenntnis hätte man wohl kaum ein solches Experiment benötigt. Interessant waren hingegen die Erkenntnisse beim Verkehrsmittel Fahrrad: Der Radverkehr hat im Vergleich zu den Messungen vor der Aktion tatsächlich abgenommen. Zudem zeigte sich, dass die Brühler bei schlechtem Wetter oder hohen Temperaturen über 28 Grad Celsius deutlich weniger das Fahrrad nutzen und vermehrt zum Auto greifen. Auf dieses Verhalten muss die angestrebte Mobilitätswende angepasst werden.

„Das Experiment war teuer und hat uns im Grunde keine nennenswerten Erkenntnisse gebracht“, erklärt der FDP-Vorsitzende Jan Freynick. Angesichts der enormen Ressourcen, die zusätzlich zu den Kosten von der Verwaltung eingebracht werden mussten, müsse man sich eingestehen, dass dieses Experiment gescheitert sei. „Weder für eine realistische Entwicklung des Belvedere, noch für sinnvolle Veränderungen der Kölnstraße und erst recht nicht für eine Steigerung der Attraktivität der Innenstadt hat uns diese Aktion hilfreiche Impulse geliefert.“ so Freynick weiter. „Den Belvedere als Filetstück der Brühler Innenstadt zu entwickeln, ist grundsätzlich sinnvoll“, sagt der Fraktionsvorsitzende der FDP im Brühler Rat, Jochem Pitz. Allerdings dürfe dabei weder die Erreichbarkeit von Einzelhandel und Gastronomie leiden, noch die Anzahl der innerstädtischen Stellplätze weiter reduziert werden. 


4. Juli 2024

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