FDP-Ratsfraktion gegen Kahlschlag in der Brühler Schullandschaft
Seit Beginn der aktuellen Ratsperiode versucht die Koalition aus SPD und Die Grünen eine neue Gesamtschule in Brühl voranzutreiben. Wie die SPD in Ihrem Programm für die Kommunalwahl schon angekündigt hatte, müsse dafür „eine andere Schule“ geschlossen werden. Das zielt entweder auf die Clemens-August-Schule oder die Erich-Kästner-Realschule ab. Da jedoch in einer Gesamtschule alle Bereiche abgebildet werden müssen und sowohl die Haupt- wie auch die Realschule Schüler/innen verlieren würden, wären beide Schulen im Bestand extrem gefährdet.
Im Schulausschuss am 17. Mai 2022 haben die Fraktionen nun einen weiteren entscheidenden Schritt zur Auslöschung des dreigliedrigen Schulsystems aus Haupt- und Realschule sowie Gymnasium in Brühl unternommen. Mit Ihrer Mehrheit setzte sie die Einrichtung einer sogenannten Konzeptentwicklungsgruppe für die Ausgestaltung der zusätzlichen städtischen Gesamtschule mit 9:7 Stimmen durch.
Und das geschah, obwohl die Brühler SPD in Ihrem Internetauftritt selbst einräumt, die neuen Gesamtschulen in Wesseling, Hürth und Bornheim würden die Brühler Gesamtschule zugunsten Brühler Schülerinnen und Schülern stark entlasten, so dass ein Bedarf fraglich sei.
Daher benötigt die Ratskoalition andere Argumente. In der Vorlage wird davon geträumt, die Brühler Verwaltung könne für eine neue Gesamtschule ein innovatives pädagogisches Konzept zur Wissensvermittlung realisieren. Jedem, der sich in der schulpolitischen Wirklichkeit auskennt, ist aber klar: Die Stadt Brühl als Schulträger ist nur für die Bereitstellung der Infrastruktur, z. B. der Gebäude, und die Ausstattung. Über die pädagogischen Leitsätze wird dagegen allein im Schulministerium entschieden.
Die FDP- Fraktion sieht in der Gründung der Gruppe den ersten Schritt, das intakte und breite Bildungssystem in Brühl zu zerstören. So sahen dies wohl auch die im Schulausschuss sitzenden Schulleiterinnen und Schulleiter, von denen in der Sitzung kein einziger für das Projekt die Stimme erhob.
Die FDP in Brühl steht dagegen für die Erhaltung des erfolgreichen dreigliedrigen Schulsystems unserer Stadt. Auch bei der Hauptschule handelt es sich mitnichten um eine Art „Restrampe“, vor der man Schüler zu bewahren habe. Die Hauptschule kümmert sich in vorbildlicher Form um diejenigen Schülerinnen und Schüler, denen von zu Hause aus die notwendige Unterstützung fehlt. Zudem hat die Clemens-August-Schule die meisten Kinder von aus der Ukraine geflüchteten Familien aufgenommen und spezielle Vorbereitungsklassen eingerichtet.
Für die Realschule baut die Stadt nicht nur gerade eine neue Schule für 25 Mill. €. Auch hat eine neue Schulleiterin ihren Dienst angetreten.
Die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems bedeutet zudem für die Schüler, die zur Förderung Ihrer persönlichen Stärken die Schulform wechseln sollen, eine sehr negative und ungewisse Situation. Anders als andere Schultypen ist eine Gesamtschule nicht verpflichtet, diese bei sich aufzunehmen. Existieren also in Brühl keine städtische Haupt- und Realschule mehr, ist es für die, die das Gymnasium verlassen, eine reine Glückssache, ob sie einen neuen Platz in unserer Stadt finden. Und Glück muss es sein, denn die bestehende Brühler Gesamtschule winkt bislang meistens ab. Auf Rückfrage der FDP- Fraktion im Schulausschuss erklärten die Antragsteller, es handle sich hierbei um ein Detail, dass es noch zu klären gilt. Für die FDP-Fraktion sind Entscheidungen, die die Zukunft junger Menschen maßgeblich beeinflussen, kein Detail, sondern ein K.O.-Kriterium gegen eine weitere Gesamtschule.
Die FDP-Fraktion fordert daher mit Nachdruck die Aufgabe des Plans der Errichtung einer weiteren Gesamtschule und Maßnahmen zugunsten der Stärkung der bestehenden Schulen. Die FDP sieht das entscheidende Problem nicht in den Schulen selbst, sondern darin, dass viele Eltern nicht wissen, was die einzelnen Schultypen leisten und wie stark die Durchlässigkeit – also die Möglichkeit zum Wechsel der Schulform – gewachsen ist.
Die Zeit, die die Verwaltung nun für die Begleitung der sog. Konzeptgruppe aufwendet, wäre für eine umfassende Aufklärung der Eltern besser verwendet. Dasselbe gilt für die notwendigen finanziellen Mittel für die Einrichtung der Gesamtschulen. Es gibt eine lange Liste notwendiger Instandhaltungsmaßnahmen, die sich zusehend stauen. Da wäre das Geld besser angelegt.
Nach der unseligen Entscheidung der Ratsmehrheit, der Hochschule des Bundes die Erweiterungsflächen zu versagen, schwingen SPD/ Grüne aus reiner Ideologie erneut die Axt am Brühler Bildungssystem, kritisiert die FDP-Fraktion. Schon allein die durch die Gründung der Gruppe verursachte Verunsicherung werden alle weiterführenden Schulen in Brühl spüren. „Wer will schon Lehrer an einer Schule werden, die die Politik schon als schließungswürdig propagiert?“. fragt Claude Kröll als schulpolitischer Sprecher der FDP.
27. Mai 2022